Derzeit mal wieder in aller Munde, auch und gerade im Netz: Freital, Pegida und anderer absurder Unfug, den man eigentlich gar nicht mehr hören, lesen, sehen will und dennoch an jeder zweiten Ecke damit malträtiert wird. Das Schlimme daran ist ja: die dumme Brut, die sich da im Fahrwasser sogenannter “besorgter Bürger” bewegen und sich somit einen – wenn auch arg bröckelnden – Anstrich der Legalität verpassen, wird ja nicht schlauer. Dasselbe alte, dumme Geschwätz wie eh und je. Und warum? Weils funktioniert. Der Wutbürger ist einfach gestrickt und dieselbe, dumpfe Propaganda, die seit eh und je in mittelweichen Deutschen Gehirnen funktioniert, funktioniert halt auch heute im Jahr 2015 noch ganz gut.

Aktuell wird sich gerade in meinem Social Media Kreis ja über einen Beitrag – einen recht guten im Übrigen – der Huffington Post unterhalten. Der Text als solcher ist dabei noch nichtmal das wirklich Ausschlaggebende, Bilder sagen mehr als Tausend Worte und dieses Bild, um das es geht, ist ein sehr aussagekräftiges:

Bild im Beitrag der Huffington Post

Auf den ersten Blick durchaus populistisch und reißerisch, gebe ich direkt unumwunden zu. Auf der anderen Seite…es stimmt halt auch. Wo kommt den die tatsächliche Gefahr her? Von wem geht denn in der Regel und damit statistisch gesehen vermehrt die Gewalt aus? Das sind doch nicht die Moslems, das sind doch nicht die Flüchtlinge und ausländischen Mitbürger, das sind doch die rechtsradikalen Spinner, von denen die Gewalt üblicherweise ausgeht! Versuchen wir doch mal, uns ganz genau zu erinnern…nee, wird nix, ich kriegs nicht hin, mich an einen islamistischen Anschlag in Deutschland zu erinnern. Wir sind sowieso von dem ganzen Unfug, den verwirrte Idioten wegen in ihrem Wahn missverstandener oder gar zweckentfremdeter Niederschriften im Almanach ihrer Wahnvorstellung (aka Religion) so trieben, bislang sehr verschont geblieben, insofern finde ich es ohnehin affig, wenn sich Deutsche da Angst einreden lassen. Wir sind ja hier nicht in den USA, UK oder der Türkei, wo das mit den Terroranschlägen jetzt dann doch schon eine immerhin etwas reellere Bedrohung ist als bei uns.

Und was einem diese elenden Einwanderer und Ausländer nicht alles wegnehmen…Jobs, Frauen, demnächst vermutlich sogar die Atemluft! Seriously? Wenn ein Ausländer einen Job bekommt, den Kevin O. aus B. an der S. nicht bekommen hat, dann liegt dies heutzutage vermutlich daran, dass der Ausländer Deutsch in Schrift und Wort vermutlich Zehn Mal besser beherrschte, als Kevin. Dann liegt das vermutlich daran, dass dieser Ausländer – was bildet er sich ein! – vermutlich weniger meckert, weniger nörgelt, fleißiger daherkommt und bei den Worten Überstunden, unbezahlte Sonderleistung und “kannste mal eben…” nicht instant mit Gegenaussagen wie “ver.di!” und “Streik!” antwortet, sondern begriffen hat, dass es vielleicht nicht immer möglich ist, sich die Rosinen rauszupicken. Und vielleicht liegt es auch ein kleines bisschen daran, dass er schlicht kompetenter und geeigneter war. Aber das kann Kevin O. aus B. an der S. nicht nachvollziehen, will es auch gar nicht. Kevin O. aus B. an der S. möchte sauer sein, sauer auf diejenigen, die es besser haben als er, obwohl er doch genau gar nichts tut, um aus seinem Schlamassel aus eigener Kraft wieder herauszukommen, während diese Ausländer doch alles in ihren ausländischen Poppes geschoben bekommen! Kevin O. aus B. an der S., das muss man dazu sagen, hat nämlich kaum noch Berührung mit dem, was wir normalen Leute so Realität nennen.

Tatsächlich allerdings ist es von den Anti-Pegiden wiederum genauso dümmlich, sich an Floskeln wie z.B. “das wird man doch noch sagen dürfen” aufzuhängen und sie ein für alle Mal, unabänderlich und bis in alle Ewigkeiten als exklusiv durch Nazis und ähnliches Ungetier genutzt abzustempeln. Sprache in sich und an und für sich ist weder böse noch gut, sie ist einfach nur. “Das wird man doch noch sagen dürfen” als solches ist keineswegs ein Vorrecht der Nazis und Konsis, keineswegs nur durch hauptsächlich von irrationaler Angst getriebenen Volltrotteln zu verwenden und schon gar nicht per se schlimm. Dafür, dass es als “Schlagwort” oder auch Signaturfloskel von vornehmlich Rechten Gesellen bekannt ist, kann es nichts und die Kurzsicht, die man den Rechten vorwirft, legt man selbst an den Tag, wenn man damit argumentiert, dass jeder Beitrag, der damit anfängt, von vornherein nicht lesenswert sei, weil er ja aus der rechten Ecke stammen müsse und damit verwerflich sei. Damit macht man es sich dann doch zu einfach und vor Allem macht man es damit den Rechtsradikalen zu einfach, denn alles, was die dann noch tun müssen, ist es, sich einfach nur genügend Floskeln und Redewendungen zu eigen zu machen, dann kann der politisch Korrekte von Morgen nämlich gefühlt nichts mehr sagen, ohne als Rechter abgestempelt zu werden. Auch blöd, oder? Und in etwa genauso sinnfrei wie “das haben die Nazis auch gemacht” als Begründung dafür herzunehmen, warum man eine bestimmte Sache nicht tun sollte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass recht viele Nazis gerne Brot gegessen haben, Wasser getrunken haben oder nachts mal zum Pinkeln raus mussten. Ist man nun deswegen Nazi, wenn man gern Brot isst, Wasser trinkt oder nachts mal zum Pinkeln rausmuss? Der Vergleich klingt zu arg und an den Haaren herbeigezogen? Ich habe schon mit so manchen linkslinken Gesellen diskutiert, die tatsächlich so drauf waren. Die in Allem und Jedem sofort den Nazi entdeckten, selbst in mir und wer mich kennt, weiß, wie weit ich von rechtsextremem Gedankengut weg bin. Und so selten sind die nichtmal.

Ein sehr schöner Text zu dieser Thematik kommt auch wieder von der Huffington Post.

Tatsächlich würde ich, als alter Pragmatiker und Realist, mir von beiden Seiten – rechts wie links – an der Stelle mehr Realitätssinn wünschen. Aber das wär vermutlich zu einfach.

Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

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