Autos raus aus der Stadt!
SUVs verbieten!
Benzinpreis muss steigen, ist noch viel zu billig!

Im Fordern sind die Kollegen von den Grünen und den Linken immer ganz groß und fix dabei. Für die gute Sache (in dem Fall die Umwelt) muss man schon mal Opfer leisten und sich einschränken. Es gibt ja immerhin noch den ÖPNV. Das sagt sich leicht daher, wenn man in einer hinreichend großen Stadt lebt und auf ein eigenes, flexibles Beförderungsmittel verzichten kann, weil es eine günstige und zuverlässige Alternative gibt. Den Luxus haben wir aber gar nicht alle und die Gründe dafür sind vielfältig.

Mieten sind zu hoch

Je nachdem, wo man arbeitet, hat man eventuell Glück und kann in Laufreichweite der Arbeitsstelle eine bezahlbare Mietwohnung finden. Oder man hat eine nahe gelegene Immobilie und vernünftige ÖPNV Anbindung oder kann die Strecke bequem und zuverlässig mit dem Rad zurücklegen. Das Glück haben allerdings nur die Wenigsten und spätestens in halbwegs größeren Städten ist die Sache mit der bezahlbaren Mietwohnung auch nicht so einfach, wie sie im ersten Moment vielleicht klingt. Die meisten Angestellten werden daher gezwungen sein, außerhalb – oder zumindest am Stadtrand, wo die Mieten günstiger sind – zu wohnen. Nicht jeder möchte oder kann täglich 20-30 Kilometer mit dem Rad zurücklegen, zumal dies auch mitunter einfach extrem lange dauert und man so viel Zeit alleine mit dem Weg zur Arbeit und nach Hause verbringt.

ÖPNV Anbindungen sind oft schlecht, unzuverlässig und zu teuer

Gerade in kleineren Vororten kann von einer guten ÖPNV Anbindung auch oft nicht die Rede sein. Busse fahren oft nur ein Mal pro Stunde, mit Pech sogar noch seltener. Flexibilität hat man damit dann auch keine; man ist stets an den Fahrplan gebunden und kann schlecht “mal eben” irgendwo hinfahren. Und als wäre das nicht schon schlimm genug: Leistung und Preis stehen beim ÖPNV oft in keinerlei Verhältnis zueinander und so ist die Entscheidung gegen den ÖPNV und für den Individualverkehr oft schnell getroffen, wenn der unzuverlässige, unflexible und teure ÖPNV mehr kostet, als die monatlichen Tankkosten.

Verbote sind schnell gefordert, schaffen aber auch keine Akzeptanz

Verbote sind oft schnell gefordert; gerade die Grünen und die Linke möchten gerne Vieles verbieten. In der Regel, ohne eine sinnvolle Alternative im Angebot zu haben. Akzeptanz in der Bevölkerung schafft dies natürlich logischerweise nicht; zumindest nicht außerhalb der Stammklientel der genannten Parteien, die oftmals ohnehin bereits nicht auf den Individualverkehr angewiesen ist. Eine Politik an der Bevölkerung vorbei durchzudrücken ist allerdings nicht die beste Idee und schafft mittel- bis langfristig nur neue Probleme, wie zum Beispiel die AfD. Das kann nun wirklich nicht das Ziel sein.

Niemand streitet ab, dass die Umwelt durch den Menschen in erheblichem Maße geschädigt wird; zumindest niemand Ernstzunehmendes. Natürlich ist es nicht gut für die Umwelt, wenn wir Treibhausgase in die Luft blasen. Selbstverständlich ist es nicht gut für die Umwelt und das Klima, wenn wir weite Flächen unserer Wälder abholzen, ohne diese in vernünftigem und geeignetem Maße wieder aufzuforsten. Und dass es nicht gut und gesund sein kann, seinen Müll in Flüssen, Seen und Meeren zu entsorgen, wird jedem einleuchten, der sich die daraus resultierende braune Pampe mal ansieht, die ja schon von Weitem extrem eklig aussieht. Ja, der Mensch tut dem Planeten nicht immer gut. Man wird aber einsehen müssen, dass der Mensch insgesamt eher träge ist und nicht besonders viel Veränderungswillen mitbringt. Die Bereitschaft, etwas an seinem Verhalten zu ändern, sinkt exponentiell, je mehr Bequemlichkeit und Vorteile man für umweltbewusstes, schonendes Verhalten aufgeben muss. Sicher, das ist bedauerlich. Es ist aber eben auch: ein Faktum. Eines, an dem man nicht vorbeiregieren sollte mit stetigen Forderungen und Verboten.

Zuckerbrot statt Peitsche

Es gibt unzählige Sprichwörter, Redewendungen und geflügelte Worte, die allesamt den richtigeren Weg aufzeigen:

Zuckerbrot statt Peitsche!
Mit dem Strom schwimmt es sich leichter.
Man sollte nicht gegen den Wind pinkeln.
Mit Speck fängt man Mäuse.

Anstatt stetig Verbote zu fordern und Menschen zwanghaft missionieren zu wollen, wäre es doch sehr viel sinnvoller, mehr Geld, Zeit und Anstrengung in die Aufklärung zu investieren. Verlässliche, neutrale und sachliche Informationen und Studien anzufertigen, die darüber aufklären, welches Verhalten aus welchem Grund schädlich ist und welches das schonendere Verhalten wäre. Ohne den stetig erhobenen Zeigefinger der moralischen Überlegenheit. Zur Partizipation anregen, anstatt zu antagonieren.

Investitionen in neue Technologien tätigen, die Erforschung schonenderer Antriebsformen, Verpackungsmaterialien und Komponenten vorantreiben und besser fördern. Anstatt die Menschen stetig ihrer Vorteile und Bequemlichkeit berauben zu wollen, die Menschen mit dem Angebot besserer, schonenderer und günstigerer Alternativen überzeugen.

Viele umweltfreundlichere Transportmittel, Materialien und Alternativen werden doch nur deswegen eher stiefmütterlich behandelt und stellen für den Otto-Normal-Bürger eben keine Alternativen dar, weil sie schlicht zu teuer sind und die konventionellen Methoden somit attraktiver bleiben. Da muss man anpacken, da ist die Stellschraube, an der zu drehen ist. Der ÖPNV müsste ausgebaut werden, damit er eben nicht mehr unflexibler, teurer und unzuverlässiger ist als der Individualverkehr.

Eine vernünftige, nachhaltige und umsetzbare Lösung kann nicht gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden. Früher oder später rächt sich das. Zumal man sich das Leben selbst unnötig schwer macht, wenn man eine nicht vermittelbare Lösung mit aller Gewalt durchdrücken möchte.

Lassen Sie uns weniger Verbote, weniger Einschränkung fordern und stattdessen mehr an Alternativen arbeiten und dafür sorgen, dass diese Alternativen wirkliche Alternativen werden. Niemand mag Einschränkung und niemand mag, stetig beschuldigt, angefeindet und bevormundet zu werden. Es ist naiv und wirr, zu glauben, eine Politik, die darauf aufbaut, könne sich langfristig durchsetzen. Dies kann nur gut finden, wer ohnehin bereits wenig von persönlicher Freiheit und freier Entscheidung hält.



Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

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