Wir haben nur den einen Planeten. Können wir ihn noch retten?

Eine gute Frage.

Mit einer etwas fatalistischen, pessimistischen Weltsicht ist diese sicherlich zu verneinen und selbst, wenn wir noch so optimistisch auf den Themenkomplex schauen, gut sieht es sicher nicht aus und einfach wird es sicher nicht. Nun muss man allerdings auch dazu sagen, dass es dem Planeten und dem Klima als solchem reichlich egal ist, ob es zu warm und ungemütlich für uns Menschen wird oder nicht. Es gibt Millionen von Planeten da draußen in der Galaxie, denen es mit Wetterbedingungen, die wir Menschen für unwirtlich und lebensfeindlich halten, ziemlich gut geht und das schon seit Millionen von Jahren. Die Frage ist also gar nicht, ob man den Planeten retten kann, sondern vielmehr, ob man unsere menschliche Zivilisation noch retten kann. Uns wird es mit immer schlechter werdenden Umweltbedingungen schlechter gehen, dem Planeten kann das reichlich egal sein. Der Mensch setzt hier die Maßstäbe, der Mensch definiert, was gut und schlecht ist. Dem Planeten wären selbst durchgehend 200°C und ständige Sandstürme recht egal, dem Mars gehts damit seit Jahrmillionen bestens. Lange Rede, kurzer Sinn: die eigentliche Frage müsste anders lauten. Sind wir Menschen noch zu retten?

Die Antwort kann keine kurze sein, denn die Frage ist letzten Endes gar nicht so kurz, wie sie auf den ersten Blick anmutet.

Grundsätzlich muss man sagen, dass man für die Beantwortung der Grundfrage zunächst begreifen und verinnerlichen muss, dass der Planet auch ohne uns ganz gut weitermachen kann. Aussitzen der Probleme ist also keine Option, der Planet hat Zeit und davon nicht zu knapp. Auch ist es keine Option, irgendwelche Idealzustände für den Planeten zu postulieren, denn der hat keinen. Dem Planeten ist es völlig egal, ob es auf ihm überall dauernd schneit oder ob die Sonne aus ihm eine Sauna macht. Die Flora und Fauna wird sich anpassen und überleben und letztlich ist die von uns aufgestellte Definition eines “gesunden Planeten” völliger Unsinn und nebensächlich. Einzig und allein für uns ist diese von Belang, denn sie gibt letztlich vor, was wir Menschen als vernünftig und gesund betrachten.

Um da wieder hinzukommen, müssen wir uns ordentlich anstrengen.

Emissionen, die es ohne uns Menschen und unsere Eigenart, uns massiv auszubreiten und unseren Fortschritt und unsere Entwicklung nicht oder in deutlich geringerem Maße gegeben hätte, müssen wieder verschwinden bzw. deutlich reduziert werden. Zu diesem Zweck müssen Investitionen in die Erforschung und Entwicklung bezahlbarer, umweltschonenderer Transportkonzepte sowohl für den Individualtransport als auch den Warentransport getätigt werden. Mit der utopischen, sinnfreien Forderung manches vermeintlichen Umweltschützers, der Technologie und dem Fortschritt zu entsagen, wird man natürlich keinen Blumentopf gewinnen. Der Mensch entwickelt sich weiter und die große Masse wird nicht bereit sein, auf Technologie und Bequemlichkeit zu verzichten. Der Blick kann also nur nach vorne gerichtet sein. Das heißt, es braucht neue, sauberere Technologien und genau in diese Richtung muss investiert und geforscht werden.

Da, wo es sinnvoll ist und dem Komfort der Menschen nicht im Wege steht, soll die Rückkehr zu alten, umweltschonenderen Materialien gefördert werden. Jutesäcke, Stofftaschen, Verpackungen und Tragetaschen aus Hanf, dies alles ist altbewährt und leistete dem Menschen teilweise jahrhundertelang gute Dienste. Die Herstellung aber ist aufwendiger, kostet mehr und die Produkte haben über die Zeit an Vertrauen verloren. Hier gilt es, anzupacken und den Menschen zu zeigen: “Hey, das Zeug taugt und da es lange hält, wiederverwendbar ist und den Planeten nicht belastet, wenn es mal weggeschmissen werden muss, ist es viel toller!”. Natürlich muss dies auch einhergehen mit dem Commitment, dass man diese Waren auch günstig genug macht, damit ein ausreichendes Incentive besteht, diese zu nutzen. Tatsächlich begrüße ich an dieser Stelle daher eindeutig diverse Bestrebungen hin zu Plastiksteuern und Abgaben für umweltschädliche Produkte. Dies in Verbindung mit Förderung und positiver Anreizsetzung hin zu umweltschonenden Produkten wäre ein guter Weg, den Verbraucher entsprechend zu umweltschonenderem Einkaufsverhalten zu bewegen.

Ein ganz großes Thema ist natürlich der Transport. Alles muss transportiert werden, alles hat Produktionswege und der Mensch muss von A nach B kommen. Nicht immer kann man diese Wege zu Fuß bestreiten, nicht jeder hat den Supermarkt direkt um die Ecke und mit vollen Einkaufstaschen in jeder Hand möchte man vielleicht auch nicht zwingend 3, 4 Kilometer oder mehr für einen Weg hinlegen müssen. Jeder muss irgendwie zur Arbeit kommen und die Waren, mit denen wir unsere vorhin angesprochenen, vollen Einkaufstaschen füllen, müssen irgendwie erstmal in den Laden verbracht werden. In Kürze: Transport ist notwendig. Niemand, der bei klarem Verstand ist, wird das bestreiten können. Nicht jeder kann sich ein Häuschen mit Gartenfläche leisten, mit der man sich – grünen Daumen vorausgesetzt – als Selbstversorger viele Dinge selbst heranziehen kann. Nicht jeder kann sich die Miete oder ein Häuschen in unmittelbarer Nähe des Arbeitsplatzes leisten und sobald ein Weg mal länger als 4-5km ist, wird man auf Dauer vielleicht auch nicht zwingend ständig mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sein wollen; zumindest nicht in gemäßigt mitteleuropäischer Wetterlage. Wie man es dreht und wendet, man wird Mittel und Wege brauchen, “motorisiert” Transportwege zu bestreiten.

Elektroautos sind derzeit noch keine valide Option. Sie sind zu teuer in der Anschaffung, Batterien sind in der Herstellung alles Andere als umweltfreundlich und solange man nicht einfach an eine “E-Tankstelle” gehen kann und einfach die Batterie (mit Pfand) austauschen kann, sind sie auch mit Abstand unpraktischer als herkömmlich motorisierte Fahrzeuge. Zudem sind sie nicht für Langstrecken geeignet, wenngleich die Kapazität der Batterien immer weiter zunimmt. Faktisch jedoch brauchen nur ungünstige Umstände zusammenzukommen und schon schrumpft die Reichweite massiv: im Winter bei Minusgraden in einen langanhaltenden Stau zu geraten, könnte die Reichweite locker von 200km auf 50km schrumpfen lassen, da man heizen muss und des Staus wegen vermutlich auch das Radio laufen hat, um die Staumeldungen zu verfolgen. Alles in Allem sind wir bei E-Mobilität also noch lange nicht so weit, als dass sie eine ernstzunehmende Alternative darstellte. Das ist schade, denn, rechnet man die Batterieherstellung mal raus, wäre das die emissionsfreieste, denkbare Transportmethode. Aber auch hier gäbe es ja Ideen und Möglichkeiten; in Skandinavien zum Beispiel ging gerade erst neulich eine Teststrecke in den ersten Livetest, auf der über Oberleitungen E-Trucks während der Fahrt, ähnlich wie Straßenbahnen, mit Energie versorgt werden. Es gibt Überlegungen, wie man das Energieproblem für E-Fahrzeuge eventuell über “induktive Straßenbeläge” lösen könnte. Es lohnt sich, hier in Forschung und Entwicklung zu investieren.

Alles in Allem: ja, es sieht mau aus. Ja, es ist 5 vor 12. Ja, wenn wir nicht bald aufwachen, ist zumindest die Teilmenge des Klimas, die wir Menschen zum Überleben benötigen, nicht zu retten. Allerdings sind der Planet und sein Ökosystem eine verdammt geile Sache und Ökosysteme können sich erholen, wenn man sie lässt und dabei vielleicht sogar noch unterstützt. Wenn wir das tun, wenn wir unsere Bemühungen intensivieren und uns jetzt endlich mal ganz ordentlich zusammenreißen, dann ja: das “Klima” ist noch zu retten.

Viel wichtiger, zumindest für uns selbst, jedoch: ja, wir sind noch zu retten. Wenn wir aufwachen und uns am Riemen reißen.

Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

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