Politik findet heutzutage oftmals am Bürger vorbei statt. Zu theoretisch, zu weit vom eigentlichen Bürgerinteresse entfernt und zu sehr auf die “best practice” der Politikwissenschaft bedacht. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn die vermeintlich großen Würfe und tollen Ideen vieler Politiker beim Bürger oft nicht so ankommen, wie der Politiker sich das am Reißbrett gedacht hat. So entsteht auch nicht sonderlich viel Akzeptanz, der Bürger kommt sich oft veralbert vor und hat den Eindruck, dass die Politiker ihn nicht verstehen.

Akzeptanz ist der Schlüssel zum Erfolg

Eine Politik, die Erfolg haben will, muss Akzeptanz generieren. Nur mit der Akzeptanz des Bürgers kann ein politischer Plan Erfolg haben. Sicher, man wird nie die Akzeptanz aller Bürger gewinnen können; der Mensch ist zu individuell, das Volk als Gruppe zu inhomogen und die Ansichten zu breit gefächert, als das dies jemals funktionieren könnte. Seine Politik jedoch entgegen der Akzeptanz der Masse auszurichten, bedeutet, von Anfang an den Fehlerfolg zu planen.

Dies gilt selbst dann noch, wenn man nicht pragmatisch, lösungsorientiert und faktenbasiert agieren möchte, sondern ideologisch gesteuert. Es ist eine grundsätzliche Realität des menschlichen Zusammenlebens, dass Menschen auf Antagonismus in aller Regel nur mit noch mehr Antagonismus reagieren werden. Will man Menschen zu etwas zwingen, so ist die initiale Reaktion Unwillen und Gegenwehr.

Steuern statt zwingen, überzeugen statt vor vollendete Tatsachen stellen

Menschen wollen verstehen, warum sie etwas in einer bestimmten Art und Weise tun sollen. Menschen wollen einen Sinn in dem sehen, was sie tun sollen und was mit ihnen getan wird. Tun sie dies nicht, blocken sie oft erst einmal ab. Das ist völlig normal, eine natürliche Reaktion. Wenn man dies erst einmal begriffen hat, kann man seine Strategie darauf aufbauen und auf sein Gegenüber eingehen. Anstatt jemanden, wie in der Redewendung, “zu seinem Glück zwingen” zu wollen, sollte man daher aufzeigen, warum die vorgeschlagene Strategie sinnvoll ist und warum man davon überzeugt ist, dass sie zum Erfolg führen wird. Was bereits im täglichen Leben des Normalbürgers sinnvoll und gut ist, ist oft auch für die Politik nicht verkehrt. Sicher, man kann aus Prinzip gegen den Strom schwimmen und sich dabei standhaft, revolutionär und aufrecht vorkommen und oftmals steckt da viel Ehrenhaftes, Bewundernswertes drin. Man muss es sich aber gar nicht selbst so unnötig schwer machen.

Mitstreiter gewinnen, statt mitstreiten

Eine weitere, alte Redewendung sagt: “Gemeinsam ist man stark, einzeln ist man schwach.” und auch hierin steckt sehr viel Wahres. Nicht nur ist unsere komplette Gesellschaft und Staatsform auf Mehrheiten ausgelegt, man hat es auch viel leichter, wenn man eine Mehrheit hinter sich hat. Man muss nicht alleine an vorderster Front stehen und hat somit auch nicht das Gefühl, alleine auf verlorenem Posten zu kämpfen. Aller Anfang ist jedoch schwer; immerhin beginnt eine Idee, eine Bewegung nur selten mit einer Mehrheit. Um diese Mehrheit ergattern zu können, muss an erster Stelle die Theorie stehen: die Idee, der Lösungsansatz, der Vorschlag, sie müssen in sich schlüssig, plausibel und vermittelbar sein. Ab hier jedoch müssen wir den starren Raum der Politikwissenschaft verlassen; sobald die Basis steht das Grundkonzept valide, geprüft und schlüssig ist, muss der Rest flexibel, modular und anpassungsfähig sein. Eine sinnvolle, vermittelbare Lösungsidee ist nicht starr, denn dann wird sie Ideologie; dann wird sie schädlich.

Der Kreis schließt sich: Akzeptanz als Schlüssel zum Erfolg

Kann der Plan jedoch auf die Gegebenheiten angepasst werden und mit einfachen Mitteln an das angepasst werden, was der Bürger mit seiner Reaktion auf die Idee zeigt und ausdrückt, hat er das Potential, Akzeptanz zu schaffen. Je mehr Akzeptanz der Plan schafft, desto mehr Aussicht auf Erfolg hat er. Es ist vielleicht nicht der große Wurf, den sich die Aktionisten und Ungeduldigen erhoffen. Es ist oftmals nur ein kleiner, winziger Schritt und Teil eines großen Ganzen. Aber, und das ist das Wichtige, es ist ein Schritt. Und er kann umgesetzt werden, denn er findet Akzeptanz und ist damit in jedem Fall besser als ausgeklügelte, politikwissenschaftliche große Würfe, die schlimmstenfalls in jedem einzelnen Schritt auf Widerstand stoßen.

Und als Bonus obendrauf fühlt sich der Bürger wahrgenommen, ernst genommen und eben nicht mehr ignoriert.

Langfristige Ziele und kleine Schritte

Sicher, so zu verfahren bringt keinen kurzfristigen Riesenerfolg, keine Ausschüttung politischer Endorphine mit Riesenjubel und Rauscheffekt. Die Strategie ist langatmig. Sie ist mitunter für die Macher ermüdend, zermürbend und anstrengend. Dafür ist sie lösungsorientiert, vermittelbar und kommt eben mit vielen kleinen Erfolgen daher, als dem einen großen.



Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

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