Dieser Tage liest man ganz schön viel Unfug im Netz. Ja doch, wirklich. Ja, ich weiß, das ist für den einen oder anderen hier jetzt eine ganz erschreckende Erkenntnis und gerechnet hat damit eh niemand und wie kann das überhaupt sein, im Netz steht doch nur Gutes und wenns im Netz steht, ists obendrein noch wahr. Bullshit 🙂 Ein Stückchen Unfug, dass mich und offenbar viele Andere in letzter Zeit beschäftigt hat – neben dem allgegenwärtigen Grexit natürlich – ist die sogenannte Hot Pants Debatte. Nicht mitbekommen? Jetzt ernsthaft?  Hier, lests nach: http://lmgtfy.com/?q=Hot+Pants+Verbot

Ich weiß jetzt nicht genau, was man rauchen muss, um solche Befindlichkeiten zu entwickeln. Ich weiß auch nicht, warum wir schon wieder keine anderen Probleme auf der Welt haben, als solchen Unfug und nein, ich lasse das Sommerloch nicht als Ausrede für alles gelten, das ist mir zu albern! Auch albern ist, wenn da tatsächlich “Mütter” (and I use that term lightly…) hergehen und allen Ernstes für die “Grundrechte auf freie Entfaltung” und derlei mehr kämpfen, denn das Ganze schränke die Mädels in ihrer freien Entfaltung ja schon ein. Seriously? Es ist also ein Grundrecht, dass Ann-Sophie Schrobbelhauser aus Hintertupflingen an der Blubs, 12 Jährchen “alt”, mit im Glücksfall ein paar Milimeter Stoff am Hintern durch die Schule scharwenzelt und sämtliche Kevins und Jeremy-Pascals des Dorfes instant das nächste Klo aufsuchen, um die verdächtigen Beulen in der Körpermitte loszuwerden?

Ich möchte auf keinen Fall Vergewaltigungen schönreden oder gar entschuldigen, aber hat die Mutti von Ann-Sophie Schrobbelhauser mal dran gedacht, dass es vielleicht keine so gute Idee ist, wenn sich die kleine Ann-Sophie so kleidet, dass die Damen vom Gewerbe neidisch werden? Ich übertreibe? Mitnichten. Man gehe mal in eine beliebige Deutsche Innenstadt und besehe sich, wer da so nachmittags im heißen Wetter wie rumläuft. Ich leide entweder an extremem Gedächtnisschwund oder in meiner Jugend sahen gleichaltrige Mädels den Damen vom Gewerbe nicht so zum Verwechseln ähnlich und traurigerweise trifft das auf alle Aspekte zu, von der Kleidung bis zu der Tatsache, dass mittlerweile bereits Mädels deutlich unter dem Jugendlichenalter teilweise so stark bemalt sind, dass man sich um ihre Hautatmung sorgt. Newsflash: das ist weder schön, noch altersgerecht.

Das Ganze nimmt aber auch in alle Richtungen merkwürdige Ausmaße an. Die Kommentare zu der Thematik, sowohl auf den Kommentarseiten der entsprechenden Onlinemedien als auch im Social Web, lesen sich im Durchschnitt wie eine Mischung aus Realsatire, Comedy, Kabarett und Trauerspiel. Was durfte ich da nicht alles Lustiges lesen…besonders schön fand ich ja die Einschläge von rechts bis rechts-außen, die natürlich quasi instant und ohne Verzögerung den Islam ins Spiel brachten und darauf hinwiesen, dass das Verbot doch bestimmt wieder dazu gedacht sei, die ach so armen Moslems nicht zu reizen. Newsflash: Christen, Juden, Buddhisten, Hinduisten und sämtliche anderen an Wahnvorstellung leidenden Menschen haben ebenfalls Sex – das ist ja das Schlimme daran, Deppen jedweder Couleur pflanzen sich ja leider ebenfalls fort! Es reizt nicht nur muslimische Jungs, wenn da ein glänzendes, knackiges Paar Arschbacken in viel zu knappen Hosen Ausblicke auf Dinge gewährt, die man bisher so nur aus Papis Pronsammlung kennt. Und dann gabs da noch die Kommentare, die zwar auch auf Moslems als “Ursache” abzielten, aber statt rechten Hintergedanken was ganz Anderes im Sinn hatten: man könne doch bitte nicht von Andersgläubigen, Flüchtlingen, Einwanderern, etc. erwarten, dass die sich so ohne Weiteres dieser “westlichen Sittenverrohung” aussetzen, wo kämen wir denn da hin? Wo wir da hinkommen? In die Bundesrepublik Deutschland, liebe political correctness Fanatiker und Gutmenschen (oh mein Gott, er nutzt Nazivokabular! Nein, tut er nicht, lesen bildet…) und diese ist nunmal, ob es Euch passt oder nicht, westlich sozialisiert und geprägt und da nehmen wir sowas in aller Regel nicht so ernst, sondern geilen uns im Falle altersgerechter und sozial verträglicher Anschauungsobjekte dran auf oder schütteln im Falle zu junger/zu alter Anschauungsobjekte mit der nötigen und passenden Portion Empörung und Abscheu verächtlich den Kopf und lassen deutlich hörbar jeden im näheren Umkreis wissen, dass das ja wohl so nicht ok ist! Mehr aber halt auch nicht. Im Übrigen darf man schon von “Fremden” erwarten, sich mittel- bis langfristig den Gegenheiten des Landes, in dass sie einreisen, anzupassen, anstatt zu erwarten, dass das Land sich an sie anpasst. Ja, richtig, eigentlich ist das falsch…korrekter wäre eigentlich: in einer idealen kleinen Welt passen sich beide Parteien aneinander an.

Vielleicht aber müssten auch alle Parteien, die entrüsteten Konservativen, die empörten Fremdenversteher, die fremdenhassenden Trottel und insbesondere die Mutti von Ann-Sophie Schrobbelhauser einfach mal locker durch die Hose atmen und der ganzen Sache nicht zu viel Bedeutung beimessen. Realität täte so Manchem schon gut.

Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

4 Gedanken zu „Heiße Höschen und andere Befindlichkeiten“
  1. du willst mal http://maedchenmannschaft.net/hotpants-miniroecke-und-was-du-sonst-noch-nicht-anziehen-darfst/
    lesen. Educate yourself.
    Ernsthaft, ich bin wahrlich kein feminismus fan, aber “Ich möchte auf keinen Fall Vergewaltigungen schönreden oder gar entschuldigen, aber hat die Mutti von Ann-Sophie Schrobbelhauser mal dran gedacht”
    sowas geht nicht wirklich. Das ist echtes victim blaming und muss nicht sein.

    http://web.de/magazine/panorama/hotpants-verbot-realschule-maedchen-sexualobjekten-degradiert-30755292
    Auch gut. Die Anne im Interview.
    Hab Spass 😉

    1. Das ist zwar ein sehr verkürztes und eventuell nicht hinreichend einleuchtendes Statement, aber mit Sicherheit kein „victim blaming“, sondern eher „factor naming“. Ob der Faktor nun gut und nachvollziehbar ist oder nicht – Auflösung: ist er natürlich nicht, ob die Frau nun aufreizend angezogen, nackt oder im Nonnenkostüm daherkommt, ist völlig irrelevant, man vergewaltigt keine Frauen (und Männer auch nicht und auch keine Kinder und Tiere und sonst auch nix!) – er ist nunmal da. Das wegzuleugnen ist gefährlich und absurd und benannt werden muss das imho dürfen.

      1. süß, wie unbedarft du noch bist 😀
        vor einer weile ging der nagellack, der ko-tropfen erkennen sollte, durch die presse. das war bereits victim blaming. victim blaiming ist es, jackie (die mit der erfundenen gruppenvergewaltigung auf einer frat party) oder emma (die mit der matratze) nicht sofort und bedingungslos zu glauben. Alles was an prävention von der frau getan werden könnte, ist victim blaming. Teach men not to rape!
        schau mal, was die jessica valenti so alles schreibt..
        Dennoch, selbst ich, der dem #aufschrei-feminismus nichts abgewinnen kann, halte es für nicht ok, aufreizende kleidung für vergewaltigungen verantwortlich zu machen, oder zumindest in zusammenhang zu bringen. Das kann wirklich so verstanden werden, als würde man das entschuldigen wollen.
        Gibt es eine Studie, die einen zusammenhang zwischen kleidung und vergewaltigunswahrscheinlichkeit herstellt?
        Wenn du bisschen in die Welt des Feminismus eintauchst, dann wirst du auch finden, dass Vergewaltigung nichts mit Sex zu tun ha, sondern ausschliesslich dem Machterhalt von uns männern dient:
        “Rape is nothing more or less than a conscious process of intimidation by which all men keep all women in a state of fear. Susan Brownmiller”

        1. Tatsächlich muss ich mir ja nicht jeden absurden Unfug auch zu eigen machen 🙂

          Wenn wir übrigens bereits an dem Punkt angekommen sind, wo ich nicht mehr sagen kann, was ich denke, weil ich jedes Wort drölf Mal vor meinem geistigen Auge umdrehen und begutachten muss, damit auch ja niemand irgendwas hineininterpretieren kann, was ich so nicht gesagt/geschrieben habe, dann sind wir doch lieber gleich alle von vornherein still. Unfug ist das, absurdester Unfug. Wenn irgendwelche Aufschreier oder Aufschreierinnen (Tod dem Binnen I!) meinen, sie müssten in jedem Wort von mir schon wieder den Rape als solchen in sich und für sich sehen, dann sollen sie das meinetwegen. Man muss sich der Realität anpassen, die Realität muss sich nicht uns anpassen. Und die Realität ist nunmal, dass aufreizende Kleidung Vergewaltigungen jetzt nicht gerade verhindert. Das ist weder apologetisch, noch sonst irgendwas, dazu brauchts auch keine Studie, dazu reicht gesunder Menschenverstand.

          Rape is nothing more or less than a conscious process of intimidation by which all men keep all women in a state of fear.
          All men are rapists and all women are fear-ridden little creatures that can’t take care of themselves? Ja gut, wenn man natürlich schon mit der grundlegenden Annahme herangeht, dass Frauen schwach und unselbständig sind und es die Aufgabe der gesamten Welt ist, dafür zu sorgen, dass diese possierlichen kleinen Tierchen auch ja nicht zu Schaden kommen – wofür die sehr gut selbst sorgen können, so schwach sind die Frauen nämlich übrigens gar nicht – dann kann das ja von vornherein nix werden, richtig. Nur frage ich mich dann natürlich, wer jetzt hier der Sexist ist…ich oder die Frauen, die sich diesen Stempel,d en sie eigentlich zu bekämpfen gedenken, mit solchem Unfug selbst aufdrücken?

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