nPa - neuer PersonalausweisnPa - neuer Personalausweis

Hat eigentlich jemand von Euch schonmal die NFC Funktion des nPa (neuer Personalausweis) probiert? Ich kann Euch sagen, lasst es, es sei denn, Ihr habt nen offiziellen Kartenleser, der dann eventuell funktioniert. Ich wollte eigentlich nur meine Steuer machen. Dazu habe ich mich beim Portal Elster Online anmelden wollen. Selbstverständlich ist hierfür eine Verifikation notwendig, alles gut, alles schick. Wenn man nun allerdings denkt, das geht alles online, unkompliziert und simpel, hat man sich leider – auch im Jahre 2018 noch – im Land geirrt.

Elster bietet einem 2 mögliche Anmeldungswege an: mit der Identifikationsnummer oder mit der Identifikationsnummer plus nPa. Wählt man den ersten Weg, so kommt man nicht allzuweit und wenn man noch nicht bei Elster Online angemeldet ist, kann man es vergessen, am selben Tag noch seine Steuer machen zu können, denn man kann noch nicht einmal den Verifikationsprozess abschließen. Warum? Weil Deutschland, that’s why. Um den Vorgang korrekt abschließen zu können, ist ein Aktivierungscode erforderlich. Aus Sicherheitsgründen wird dieser – offensichtlich, was habe ich auch erwartet… – per Post zugestellt. Damit endet das Vorhaben, seine Steuer mal eben schnell und bequem und unkompliziert online zu machen, ganz abrupt, zumindest, wenn man noch nicht bei Elster Online angemeldet ist und diese Odyssee noch nicht durchlaufen hat.

Wählt man den Weg Identifikationsnummer plus nPa ist man, so könnte man meinen, deutlich schneller fertig und alles geht unkompliziert und einfach. Falsch gemeint. Zunächstmal benötigt man spezielle Hardware, um den nPa auszulesen. Man benötigt einen sogenannten NFC Reader. Da gibt es entweder Geräte, die man via Bluetooth oder USB an den Rechner anschließen kann oder man hat ein relativ neues, aktuelles Smartphone, dann gibt es hierfür entsprechende Apps. So weit klingt das ja alles noch super. Da ich jetzt keine Lust auf die Odysee “finde einen Laden, der sowas hat” hatte und ja eigentlich bereits heute meine Steuer machen wollte, lud ich mir also die AusweisApp2 runter, kramte die Briefe mit PIN und PUK für den nPa hervor und fieberte bereits freudig dem Ausprobieren dieser “neuen Technologie” entgegen. Ich installierte also die App, legte die notwendigen Dokumente bereit und holte meinen nPa aus dem Geldbeutel. Noch eben fix NFC im Androidsmartphone aktiviert, dann konnte es losgehen. Dachte ich. Sah die App aber anders. Die ersten paar Versuche brach der Vorgang ständig ab, da der Reader die Karte offenbar plötzlich nicht mehr entdecken konnte, obwohl der Personalausweis nach wie vor flach am Rücken des Smartphones auflag. Nach einigen Neustarts der App schien dieses Problem gelöst zu sein und der nPa wurde korrekt erkannt. Da ich den nPa in der Form noch nie benutzt hatte, hatte ich nur die 5 stellige Transport PIN, die ich erstmal freirubbeln musste. Allerdings war diese wohl leider falsch, zumindest behauptete die App dies mit Vehemenz. Wenn man nun seine PIN Zwei Mal falsch eintippt, muss man eine Nummer eingeben, die man vorne unten rechts auf seinem nPa findet, um den Vorgang fortsetzen zu können. Gibt man die PIN nun ein drittes Mal falsch ein, wird sie gesperrt und man mus die PUK eingeben.

Was aber nun tun, wenn die Transport PIN aus dem Brief gar nicht erst stimmt und man somit schlicht nicht weiterkommt? Wer nun gehofft hat, dass man dies online, bequem und ohne Gang zur zuständigen Ausweisbehörde erledigen kann: träumt weiter. Natürlich muss man hierzu nun zur zuständigen Ausweisbehörde und das Ding neu einstellen lassen. Weil Neuland Deutschland, that’s why.

Protocoll Error
Protocoll Error

Wenn man zu viel rumprobiert und versucht, das Ding irgendwie zum Laufen zu bekommen, bekommt die App irgendwann wohl auch einfach zu viel und steigt ganz aus; in dem Fall beglückt sie einen dann entweder mit Ladezyklen des Todes, in denen endlos und erfolglos versucht wird, die Karte zu erkennen oder mit einem Protokollerror. Beides verschwindet letztlich nur durch einen kompletten Neustart der App.

Nun warte ich also fein auf die Zustellung eines papierhaften Dokumentes, welches mir einen Aktivierungscode gibt, mittels dessen ich dann meine Steuer online machen kann. Simpel. Unkompliziert. Online. Aber erst, nachdem ich mir dann nach der Aktivierung eine Authentifizierungsdatei (sic!) heruntergeladen habe, ohne die dann natürlich nix geht und Rechnerwechsel ist vermutlich dann auch eher unpraktisch.

Es ist ein bisschen traurig, wenn man bedenkt, dass man sich in Deutschland für zivilisiert, modern und wettbewerbsfähig hält, es aber in Deutschland immer noch genügend Flecken gibt, an denen man von Handyempfang nur träumen kann, geschweige denn vernünftigen Mobilinternetgeschwindigkeiten. Wir leben in einem Land, welches von sich behauptet, modern zu sein, aber in dem die absolute Mehrheit der behördlich-amtlichen Vorgänge des Lebens nicht, nur bedingt oder nur mit sehr vielen Fallstricken und Hindernissen behaftet ohne Amtsbesuch und Papier möglich ist. In einem Land, in dem Sonntags Geschäfte bitte geschlossen sein zu haben. In dem man für Wahlen noch absurd viele Zettel ausfüllen muss, die dann letztlich manuell ausgezählt werden, damit sie arme Wahlhelfer ganz am Ende doch wieder in Datenbanken eintragen, anstatt direkt ein digitalisiertes System zu nutzen.  In dem man auf dem Papier mit seinem Smartphone via Paypal, NFC, etc. bezahlen kann, aber nur bei teilnehmenden Partnern und nur, wenn die Technik gerade auch bereit ist, mitzuspielen.

Und plötzlich habe ich, trotz Allem, was uns mit moderner Technologie heutzutage zumindest auf dem Papier möglich ist, gar nicht mehr so viel Angst davor, dass die Maschinen sich irgendwann mal erheben und die Menschheit unterjochen. Wir ertränken sie dann einfach in Bürokratie, Prozeduren und Vorschriften. Das übersteigt jede Rechenkapazität und legt jede halbwegs vernünftige Maschine umgehend für Stunden lahm.

 

Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

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