Unlängst machte der ehemalige Französische Nationalspieler Franck Ribéry von sich Reden, weil er auf Einladung seines Freundes und Türkischen Starkochs Nusret Gökce in Dubai ein sündhaft teures Steak verzehrte, welches mit 24 Karat Blattgold verziert war.

Hätte er dies nicht mit einem Videopost auf Instagram dem breiten, wie immer überaus interessierten Block der “Alleswissenmüsser” und “ZuallemeineMeinunghaber” im großen, weiten Internet zugänglich gemacht, hätten wir nun alle nichts, worüber wir uns aufregen könnten. Aber, als großer Star und Person des öffentlichen Interesses weiß Ribéry natürlich, wie man im Mittelpunkt bleibt und die mediale Aufmerksamkeit nicht verliert. 3,9 Millionen Abonnenten folgen Ribéry auf Instagram und schauen aufmerksam zu, wenn er dort Photos vom Training zeigt, aber eben auch Details aus seinem Privatleben teilt, wie z.B., wenn er mit seinen Söhnen ein Bad nimmt. Auch ich habe einen Instagramaccount und auch ich teile dort Momentaufnahmen aus meinem Privatleben. Nun, mir folgen allerdings natürlich auch keine 3,9 Millionen Abonnenten, sondern gerade mal 177, die meisten davon sind Freunde und Arbeitskollegen, sowie Menschen, die im bereits verzweifelt anmutenden Rausch nach Followern all jenen folgen, die bestimmte Hashtags verwenden, nach denen sie suchen und auf ein blindes Zurückfolgen hoffen.

Die Reaktion des Fussballstars ließ indes nicht lange auf sich warten, bereits kurz darauf erging er sich in einer Tirade aus wüsten Beschimpfungen, die zum Großteil an seiner Kritiker gerichtet waren, zu einem nicht geringen Teil allerdings auch eine – meines Erachtens erschreckend naiven – Kritik am Umgang der Presse mit Stars wie ihm.

So soll er, laut N-TV, geschrieben haben:

Beginnen wir mit den Neidern und Hatern, die durch ein löchriges Kondom entstanden sein müssen: F**** eure Mütter, eure Großmütter und euren gesamten Stammbaum.

https://www.n-tv.de/sport/fussball/Ribery-rastet-nach-Steak-Kritik-verbal-aus-article20798138.html?fbclid=IwAR0hZrnjsrAPKXsWUA-7mgv7Ym0Bp0SGyQZSA8PHJDdyGne9jBWy8FEJdzc

Dass er eine Person des öffentlichen Interesses ist, muss ihm nun nicht erst seit diesem Vorfall klar und bekannt sein. Im Gegenteil, genau damit spielt und tänzelt er ja nun nicht erst seit dem #Steakgate, wie das Ereignis im Internet mittlerweile gerne genannt wird. Ihm muss also klar gewesen sein, dass gerade eine solche Aktion nicht nur Fans und Bewunderer auf den Plan rufen würde, sondern eben auch Social Justice Warrior, die ihm aus der Sache einen moralisch-ethischen Strick zu drehen versuchen würden und eben jene angesprochenen Neider und Hater. Über sowas muss er imho drüberstehen, ihm kann das nichts Neues sein und darüber dermaßen auszurasten, ist entweder schrecklich naiv oder – aus PR Sicht – unglaublich genial.

Andererseits muss ich an der Stelle, in gewisser Weise, auch eine Lanze für ihn brechen, denn – so obvious und völlig unüberraschend es auch ist – die Medien suchen sich natürlich auch immer explizit solche gefunden Fressen heraus, wie er auch selbst dargestellt haben soll:

Was die Pseudo-Journalisten angeht, die immer nur negativ über mich und meine Taten berichtet haben. Wenn ich etwas spende (denn man hat mir beigebracht, auch zu geben, wenn ich viel bekomme) – warum berichtet dann kein einziges großes nationales Medium davon?

https://www.n-tv.de/sport/fussball/Ribery-rastet-nach-Steak-Kritik-verbal-aus-article20798138.html?fbclid=IwAR0hZrnjsrAPKXsWUA-7mgv7Ym0Bp0SGyQZSA8PHJDdyGne9jBWy8FEJdzc

Er hat natürlich Recht. Klar, es ist unglaublich naiv, zu glauben, die Presse würde sich nicht auf so etwas stürzen; die Presse macht ja nichts Anderes als das, was wir, der gemeine Pöbel, lesen möchte und das sind nunmal nicht die guten und positiven Dinge, wie etwa “Ribéry hat schon wieder drölf Millionen an die Stiftung zur Rettung der verwaisten Zwergkolibriküken gespendet” oder “Ribéry half alter Dame über die Straße“. Sicher, hin und wieder, wenn gerade sonst nichts Spannenderes los ist, bringen die Medien auch mal solche Stories, allerdings ist das im Vergleich eine absolute Seltenheit und erzielt i.d.R. nicht dieselbe Quote. Der Pöbel will Drama, er will Tod, Mord, Gewalt, Hass und Elend. Good news is no news oder auch bad news is good news; hierzu findet sich ja genügend Literatur, wenn jemand das noch vertiefen möchte. Die Klickzahlen in den Onlinemedien sowie die Absatzzahlen der Print- und audiovisuellen Medien zeigen es doch ganz deutlich: Drama, Tragödie und Dilemma erzielen Aufmerksamkeit, während gute Nachrichten kaum wahrgenommen werden. Ich persönlich würde vermutlich auch gern häufiger tolle, entspannte, schöne Neuigkeiten lesen aber wenn wir mal ehrlich sind, es gibt nicht Viele, die das ebenso sehen. Würde die Presse das bedienen, sähen deren Klick- und Absatzkurven vermutlich eher traurig aus. Die absolute Mehrheit ist ganz offensichtlich tragödiengeil.

Und wenn er ehrlich ist, muss Ribéry zugeben, auch genau damit zu spielen, mehr noch sogar, darauf zu bauen. So bleibt er im Gespräch und erzielt PR. Und wie sagt das alte Sprichwort noch?

There is no such thing as bad publicity.

In aller Munde zu sein ist das Ziel der Stars. Wenn gut und erfreulich über Sie berichtet wird, ist das sicher ein angenehmer Bonus, keine Frage. Aber im Zweifel wird Ribéry da nicht anders drauf sein, als jeder andere Star auch: bevor gar nicht über ihn gesprochen wird, dann lieber schlecht.

Meine persönliche Meinung zum Stein des Anstoßes ist indes eine doch eher pragmatische, wie so häufig: es ist jedermanns eigene Sache, was man isst, trinkt, tut, raucht, etc. Weder interessiert es mich persönlich, ob der Ribéry nun vergoldete Steaks isst oder ranzige, drölf Tage alte Schweinerippchen, noch geht es mich auch nur das Geringste an. Sicher, er stellt es freiwillig und ohne Zwang ins Netz und öffnet sich damit selbst dem potentiellen Neid und der Wut des Internets. Aber letztlich geht es keinen von uns auch nur das Geringste an, was er mit seinem Geld tut. Er hat sein Geld selbst verdient – wenngleich ich persönlich durchaus bereit bin, zu sagen, dass Fussballstars hoffnungslos überbezahlte, verwöhnte Gören sind – und damit auch das Recht, selbst frei zu entscheiden, wofür er es ausgibt. Zumal er ja ohnehin eingeladen war, er hat das Steak noch nicht einmal selbst bezahlt. Es mutet schon sehr komisch an, dass wir heutzutage alle die Chuzpe besitzen, zu denken, es sei an uns, zu bestimmen, wer was wann wie tun dürfe. Niemand von uns ist moralisch derart überlegen, als das er sich das eigentlich herausnehmen dürfte. Aber so sind wir Menschen halt ¯\_(ツ)_/¯

Von badidol

badidol wurde 1981 geboren. Er arbeitet seit fast 20 Jahren im und am Internet als Community Manager (fast 15 Jahre beim selben Arbeitgeber), Social Media Manager, Moderator und verkauft dabei Eskimos Kühlschränke. Er spricht fließend Sarkastisch. In der Jugend linke Socke, als junger Erwachsener eher sozialliberal und mittlerweile von konventionellen Schubladen genervt. Atheist, Pragmatiker und Realist.

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